DIE LETZTEN 19 BRIEFE DES SOLDATEN PAUL K.


Es hat keinen Sinn, sich zu erinnern ohne zu vergleichen.


2. Feldpostbrief: "Wir sind jetzt Frontsoldaten."

3 ½ Seiten; Bleistift; Handschrift auf einem linierten Bogen 20 cm x 14,5 cm und einem ka­rierten Bogen 15 cm x 10,5 cm

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                  23.IX.44            „2
Lieber Papa! Nun ist ein neuer Abschnitt in meinem Soldatenleben eingetreten. Wir sind jetzt Frontsoldaten. Das bedeutet für ehemalige Transportbegleiter eine ziemliche Umwandlung. Du wirst schon lange auf Post von mir gewartet haben. Leider ließen es die neuen Verhältnisse nicht zu, daß ich Dir früher schrieb. Wollte ich Dir alles berichten, was sich inzwischen zutrug, so würde ein kleines Buch entstehen.

Ich weiß nun auch wie es da vornen aussieht. Zuerst waren wir an einem sehr brennenden Punkt noch jenseits der Weichsel eingesetzt. Hatten den Feind in 100 m Entfernung. Heimlich zog er dort seine Schützengräben, immer in Deckung. Kein  Kopf wurde sichtbar bei der Wühlarbeit. Auch wir lagen in Schützengräben und bauten Stellungen aus und beobachteten den Feind. Schossen hinüber. Der gegenseitige Beschuß ist in der Nacht immer lebhaft. Man findet da kein bestimmtes Ziel, sondern nimmt das ganze feindliche Feld unter Beschuß. Die Artillerie besorgt das auch Tag und Nacht und bekämpft gegenseitig ihre Stellungen.

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